klarheit hilft 2

Klarheit braucht Sicherheit.

Viele Eltern sind unsicher.

Sie wollen liebende, fürsorgliche Eltern sein.

Und schaffen es, aus vielerlei Gründen nicht, klare Grenzen zu setzen und Regeln vorzugeben.

Diese geben den Kindern Halt.

 

Grenzenlos und haltlos verzweifeln die Kinder.

Sie kennen sich nicht aus.

 

Häufig übernehmen die Kinder dann die Macht.

Sie wollen bestimmen.

Immer und überall.

 

Das bringt ihnen kurzfristig Kontrolle.

Langfristig ein elternloses Dasein.

 

Eltern erzählen mir, dass sie Sorge haben, zu brutal zu sein.

Ein Teufelskreis beginnt.

Die Eltern wollen eine Erziehung, wo die Kinder immer verstehen, was sie wollen, ohne dass sie es klar sagen müssen.

Die Kinder reißen die Macht an sich.

Die Eltern fühlen sich überrollt und nicht mehr gehört.

Sie fühlen sich hilflos.

Beginnen zu schreien.

Fühlen sich wieder schlecht.

Haben ein schlechtes Gewissen.

Wollen wieder lieb sein.

Nur mit lieb sein, lassen sich keine Grenzen ziehen.

Und der Kreislauf beginnt wieder von vorne.

 

Eltern berichten, dass ihr Kind (5 Jahre) sich weigere, vor dem Frühstück anzuziehen.

Danach wird immer alles sehr eng und für die Familie stressig.

Ich schlage vor, dass sie dem Kind klar mitteilen, dass es sich vor dem Frühstück anziehen soll.

Beim nächsten Mal erzählt die Mutter, sie habe ihrem Kind gesagt: „Schau, es ist doch besser, wenn du dich vor dem Frühstück anziehst. Wollen wir es nicht ab jetzt so machen?“

An dem Tag hat das geklappt, danach nicht mehr.

Für mich nachvollziehbar.

Die Mutter hat das Kind gefragt.

Das Kind möchte weiter bestimmen.

Damit kann es nicht funktionieren.

 

Ich schlage den Eltern vor, gemeinsam mit dem Kind zu reden und ihm zu sagen:

„Wir wollen, dass du dich vor dem Frühstück anziehst.“

Sie sind völlig erstaunt, dass das Kind es ab sofort annimmt und von sich aus die Eltern darauf hinweist am Abend, dass sie nicht vergessen sollen, ihm die Kleidung herzurichten.

 

Ein Wunder?

Nein.

 

Klarheit!

 

Nicht immer, klappt das beim ersten Mal.

Manchmal müssen Eltern hartnäckiger sein.

Die Kinder testen, ob die Eltern es wirklich ernst meinen.

 

Ein häufiges Thema: Die Kinder wollen nur mit der Mama schlafen gehen.

Fein für den Vater.

Er ist aus dem Schneider und hat freie Abende.

Nun sitzen aber Väter bei mir, die gerne mit den Kindern schlafen gehen und/oder die Mutter entlasten möchten.

Aber es klappt nicht.

Sobald beide anwesend sind, beharrt das Kind darauf, dass die Mutter mit ihm schlafen geht.

Und derzeit sind fast immer beide Elternteile zu Hause am Abend.

Und Kinder können sehr beharrlich und überzeugend sein.

 

Ich schlage den Eltern vor, sich mit dem Kind (7 Jahre) zusammen zu setzen und ihm mitzuteilen, dass es eine neue Vereinbarung zwischen den Eltern gibt.

Diese besagt, dass sie ab nun abwechselnd das Kind ins Bett bringen.

Es gibt Kinder, die können das sofort akzeptieren.

So, als hätten sie schon darauf gewartet.

Andere wehren sich etwas dagegen, das Bestimmen aufzugeben.

Dann braucht es Durchhaltevermögen und Konsequenz der Eltern, es trotzdem durchzuziehen.

Es benötigt auch gegenseitiges Vertrauen.

Das die Unterschiedlichkeit der Partner eine Bereicherung für das Kind ist.

 

Wenn das Kind sehr hartnäckig dagegen ankämpft, gilt es weiter zu suchen.

Warum ist die Macht für das Kind so wichtig?

Meist gibt es dann noch einige Andere Themen im Alltag, wo es ähnlich abläuft.

Klassische Bereiche sind das Essen und Schlafen.

 

Wenn Eltern zu mir kommen und erzählen, zeigt sich oft sehr schnell, dass nicht klar ist, wer in der Familie das Sagen hat.

Das klingt hart.

Ist aber in der Erziehung notwendig.

Autorität mit Liebe.

 

Es geht darum, liebevoll Grenzen zu setzen.

Das Kind muss sich der Liebe der Eltern sicher sein.

Und darauf vertrauen können, dass seine Eltern am besten wissen, was für das Kind wichtig und gut ist.

Deshalb macht die Unsicherheit von Eltern, Kindern Angst.

Angst fühlt sich für niemanden angenehm an.

Die Lösung ist daher oft, die Angst unter Kontrolle zu bringen.

Macht ist ein gängiges Mittel, um die Angst nicht zu spüren.

Bedeutet halt dann einen ständigen Kreislauf von Angst-Macht-Angst- Macht …

Anstrengend und aufreibend für Kinder und Eltern.

 

Klarheit ist hilfreich.

 

Bestimmen können Kinder (schon sehr früh) Vieles: z.B. ob sie die rote oder die grüne Hose anziehen möchten, ob sie einen Apfel oder eine Banane möchten oder vielleicht, ob sie ein Bild in ihrem Zimmer an dem oder einen anderen Platz hängen möchten.

Die Liste ist lang.

Und wichtig.

Kinder möchten mitbestimmen und selbst wählen können.

Logisch.

 

Die Eltern müssen deutlich machen, was die Kinder selbst bestimmen können und was sie als Eltern bestimmen.

 

Klarheit hilft!

Immer.

 

(17.2.2021)