muttersprache

Die Sprache, die wir als erstes hören.

Schon Neugeborene können unterscheiden, ob jemand in der Muttersprache oder einer anderen Sprache spricht.

 

„In welcher Sprache sollen wir mit unserem Kind sprechen?“

Diese Frage kann sich stellen, wenn es zwei unterschiedliche Sprachsysteme in der Familie gibt oder die Familie in einem Land mit einer anderen Sprache lebt.

 

In der Muttersprache!

 

Also in der Muttersprache und in der Vatersprache.

Der Vater hat ja auch seine Muttersprache.

 

Also lernt das Kind zwei Sprachen, wenn Mutter und Vater jeweils eine andere Muttersprache sprechen.

Dann kann das Kind mit fünf Jahren zwei vollwertige Sprachsysteme.

 

Ein Nachteil?

Nein, niemals.

Ein großer Vorteil.

 

Für die Eltern und für das Kind.

Die Eltern sprechen immer in der für sie am vertrautesten Sprache.

Das Kind kann zwei Sprachen ganz nebenbei lernen.

 

Zu keinem Zeitpunkt können wir Sprache so einfach und leicht lernen, wie in diesem Alter.

 

Und für die Eltern-Kind-Beziehung ist ein fließendes, vertrautes Sprachsystem am günstigsten.

 

„Kann ich mit meinem Kind Englisch sprechen, wenn ich die Sprache sehr gut beherrsche?“

Natürlich können Eltern das zwischendurch mithineinbringen, z.B. beim Bilderbuch anschauen oder Dinge benennen.

Im Interaktions- und Erziehungsalltag empfehle ich die Muttersprache.

Diese können wir flüssiger und so detailliert, wie keine erlernte Sprache.

 

„Welche Sprache verwende ich, wenn ich selbst zweisprachig erzogen wurde?“

Die Sprache, die der Mensch hauptsächlich verwendet und mit der er sich vertrauter fühlt.

 

„Das Kind mischt zwischendurch die beiden Sprachsysteme. Ich habe Sorge, dass es dann keine der beiden Sprachsysteme richtig kann.“

Solange die Sprachentwicklung noch nicht abgeschlossen ist und das Kind damit auch noch nicht so sattelfest ist, kann das passieren.

Wenn ein Kind jedoch keine sprachliche Beeinträchtigung oder Einschränkung hat, wird es ab ungefähr fünf Jahren die Sprachen korrekt anwenden können.

 

Selbst bei drei Sprachsystemen.

Wenn ein Kind z.B. einen französischen Vater und eine russische Mutter hat und in Österreich lebt.

Die Eltern sprechen zu Hause also französisch und russisch mit dem Kind und spätestens im Kindergarten lernt es deutsch.

 

Das entscheidende für Kinder ist, dass sie so schnell wie möglich mit Sprache vertraut werden und verstehen, dass dies hilft, um Bedürfnisse befriedigen zu können. Also wenn ich Mama rufe, dass die Mutter kommt. Wenn ich den Ball möchte, dass ich den Ball bekomme.

 

Und das Sprachsystem, dass die Eltern sprechen höre ich bereits im Mutterleib oder sehe ich ab dem ersten Lebenstag. Wenn die Eltern gehörlos sind und die Gebärdensprache verwenden.

Auch dann ist es nicht wesentlich, ob der Säugling hört oder auch gehörlos ist. Die Gebärdensprache ist dann Muttersprache und kann dem Kind am einfachsten und schnellsten zeigen, wofür Sprache nützlich ist.

Wenn das Kind hörend ist, lernt es Lautsprache nebenbei durch alles Menschen, die mit ihm in Lautsprache sprechen als zweite Sprache.

 

Wir müssen einmal verstehen, wozu wir Sprache brauchen können, was es für uns bringt, dann lernen wir üblicherweise mit Freude Sprache, um uns ausdrücken zu können.

 

Alle Angaben von Kinderärzten und Erziehungsratgebern sind ungefähre Entwicklungsschritte. Wenn ein Kind zwei oder sogar drei Sprachsysteme lernt, darf es auch länger dafür brauchen.

 

Wenn ein Kind Probleme bei der Sprachentwicklung hat, dann ist es gut, sensibel darauf zu achten, was hilfreich ist für das Kind und wieviel wir ihm zumuten können.

 

Ein wichtiger Aspekt ist, wenn ein Kind mit anderer Muttersprache z.B. im Kindergarten auffällt, da es nicht gut Deutsch lernt. Wenn die Vermutung Nahe liegt, es könnte sich um eine Sprachentwicklungsverzögerung oder Sprachentwicklungsstörung handeln, dann muss die Diagnostik in der Muttersprache erstellt werden. Es macht keinen Sinn, was leider häufig vorkommt, dass die Diagnostik mit deutschen Testverfahren durchgeführt wird und dann eine Sprachentwicklungsstörung festgestellt wird. Wenn das Kind nicht ausreichend deutsch kann, ist das ja keine besonders hilfreiche Diagnose. Es muss ermittelt werden, ob es grundlegende Probleme gibt. Das kann aber nur in der Muttersprache festgestellt werden. Dafür gibt es eine Spezialambulanz im AKH.

 

Also ein Hoch auf die Muttersprache.

Sie ist bedeutsam und Balsam für unsere Seele.

 

(27.2.2021)