weisst du oder glaubst du?

Wissen ist gut.

Glauben ist auch gut.

Wichtig ist, zu wissen, wann es angebracht ist, zu glauben.

 

Glaubst du, dass die anderen alles wissen?

Glaubst du, dass sie Wissen teilen?

Glaubst du, dass sie dir die Wahrheit berichten?

 

Wenn ich selbst etwas nicht weiß, kann ich verführt sein, den anderen zu glauben.

Ich kann aber auch selbst recherchieren und mein Wissen erweitern.

 

Den Medien zu glauben ist allerdings wirklich schwierig geworden.

Schon lange und jetzt immer mehr.

 

Ich habe es am eigenen Leib erlebt, als 2001 an meinem damaligen Lebensort eine Gasexplosion war.

Ein paar Tage waren wir von Reportern von Zeitungen und Fernsehen belagert.

Einige Nachbarn haben Interviews gegeben.

Danach habe ich die Berichterstattungen gelesen und gesehen.

Leider haben sie nicht wirklich dem Ereignis und unserem Erleben entsprochen.

Waren aufgeplustert und übertrieben.

Warum? Das Ereignis war schon schlimm genug.

Weshalb wollen die Medien noch mehr daraus machen?

Effektheischend.

 

Seither ist für mich klar, egal woher die Berichterstattung stammt, es stimmt wohl nur ein Bruchteil davon.

Schwierig, wenn aus einem Land in Afrika berichtet wird oder aus Australien.

Ich war noch nie dort.

Ich kann das Gegenteil nicht beweisen.

Aber trotzdem glaube ich den Medien nicht mehr.

 

Indien.

Da war ich schon.

2009 und 2014.

Und zwar mit Land und Menschen.

Wandernd, in Tempeln am Boden schlafend, in vielen Häusern eingeladen … ein Stück mitgelebt.

Davor schon das Interesse für das Land.

 

Daher weiß ich, dass Hinduisten sich verbrennen lassen.

Sie verbrennen ihre Leichen an vielen Orten in aller Öffentlichkeit.

Ein Scheiterhaufen wird aufgebaut.

Die Leiche darauf gelegt.

Verbrannt.

Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.

Kein flockiges Erlebnis für mich, zu sehen, wie der menschliche Leichnam sich „aufrichtet“, wenn die Hitze groß wird. Zu sehen, dass Menschen, die die Verbrennung durchführen, mit Holzstöcken die Leiche wieder „niederschlagen“.

Aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen.

 

Davor wusste ich schon, dass es Verbrennungsorte gibt, wo ein Scheiterhaufen neben dem anderen liegt und ständig ein Feuer brennt.

Ich habe auch gesehen, wie an einem anderen Ort ein Mensch begraben wurde.

Das Grab war gerade so tief, dass der tote Mensch gut bedeckt werden konnte.

Wir haben uns gewundert.

Aber andere Länder, andere Sitten, sagt man doch so schön.

Ja, unsere Maßstäbe gelten nicht auf der ganzen Welt.

 

Eine Berichterstattung, die behauptet „In Indien sind die Krematorien überfüllt, daher müssen die Menschen öffentlich verbrannt werden“, was natürlich mit entsprechenden Fotos untermauert wird,  ist also schlichtwegs Unsinn.

 

Das Corona in Indien ein Problem werden kann, dass kann ich mir gut vorstellen. Die Hygiene ist mancherorts auf einem völlig anderen Level. Aber es gibt eben Gegenden, wo der nächste Fluss die einzige Möglichkeit ist, sein Geschirr zu waschen und darin zu baden usw.

Auch ich habe in einem Fluss gebadet, fünf Meter neben Kühen, die dort ebenfalls gebadet und getrunken haben.

Bei der Einwohneranzahl und den teilweise schlimmen Wohnbedingungen in Slums gibt es weder ein Abstand halten, noch sonstige Möglichkeiten.

Und so weiter und so fort …

 

Aber wichtig – glaubst du oder weißt du?

 

(2.5.2021)