wir sitzen alle im gleichen boot

Endlich gibt es mehr Geld für psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen.

Das Jahrelange Aufzeigen von uns Psychotherapeuten, dass es mehr Bedarf gibt, hat nicht dazu geführt.

Nun also jetzt.

Gut so.

 

Ist doch wunderbar.

Oder?

 

„Die Kinder leiden so unter der Situation!“

Ist doch wirklich gut, dass es endlich wem auffällt.

 

Warum macht es mich nicht zufrieden?

 

Das Leid der Kinder und Jugendlichen wurde und wird vom System produziert.

Und auch noch bewusst fortgesetzt!

Das System sind wir – jeder/jede von uns.

 

Die meisten Kinder und Jugendlichen sind den derzeitigen Maßnahmen ausgesetzt, wenn sie in Kindergarten und Schule gehen „müssen“ (Testen, Masken, Impfdruck, …).

Erwachsene loben die Kinder, wenn sie brav ihre Maske tragen und geduldig die Tests über sich ergehen lassen (egal, wie graulich sie sind) oder diese freiwillig machen.

Die meisten halten die Maßnahmen, denen die Kinder ausgesetzt sind, für gerechtfertigt und wichtig und verteidigen diese.

Sie schützen sich damit auch vor der eigenen Auseinandersetzung.

 

Kinder halten sich oft noch nicht an die antrainierten Umgangsformen, bei denen viele Erwachsenen denken, dass es ein Zeichen der Reife ist, wenn sie es endlich geschafft haben, in der Gesellschaft angepasst zu sein.

 

Kinder äußern direkt oder indirekt ihren Unmut.

Kinder stören.

 

Jetzt wird behauptet, Kinder sind gestört.

Kinder und Jugendliche sind psychisch krank wegen der C-Zeit.

Kinder und Jugendliche brauchen dringend Behandlung.

 

Die, die das Formulieren, sind häufig die Gleichen, die die Maßnahmen für unser Kinder und Jugendlichen unterstützen und ihnen zustimmen.

Wie kann Hilfe funktionieren, wenn sie von jemanden angeboten wird, der gleichzeitig als Mitverursacher der momentanen Situation von Kindern und Jugendlichen mitbeteiligt ist?

 

Kinder und Jugendliche erleben eine massive Unsicherheit, wie diese Welt sich weiter entwickeln wird und hören von vielen Erwachsenen, dass es furchtbar ist, was gerade passiert und bemerken, dass viele ihrer Bezugspersonen selbst verängstigt, verunsichert und hilflos sind und sich nur die „alte Normalität“ wünschen.

 

Meiner Meinung nach brauchen Kinder dringend UNTERSTÜTZUNG.

Sie müssen gestärkt werden, damit sie möglichst gut durch ihr Leben kommen können.

Bekräftigt in ihrer Not und ihren Gefühlen, die all die derzeitigen Unsicherheiten und Maßnahmen in ihnen auslösen.

Es ist gesund für ihre Entwicklung, wenn sie frustriert, traurig und verärgert sind und all ihre Gefühle auch zum Ausdruck bringen.

Sie müssen damit verstanden werden, wenn sie daran zweifeln, ob das Leben lebenswert ist.

 

Für eine Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in diesen Zeiten braucht es Menschen, denen es möglich ist, den Blick zu weiten, über die momentane Situation hinaus.

Außerdem braucht es Menschen, die offen darüber reden können, dass sie keine Ahnung haben, wohin uns das Leben führt und dass dies in Wirklichkeit immer so ist.

Das wir darauf achten können, nicht an Corona zu erkranken, genauso wie wir darauf achten sollten, dass wir möglichst einen Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung vermeiden.

Und dass wir gleichzeitig wissen, dass wir für nichts davon eine Garantie haben.

 

Nun haben wir die Chance, endlich den Fokus darauf zu legen, dass wir drauf vertrauen und unsere Kinder und Jugendlichen dabei unterstützen, dass wir gemeinsam ausreichend Kraft haben, um Krisen und Herausforderungen zu bewältigen.

Das wir unseren Kindern und Jugendlichen vermitteln, dass wir nur Gemeinsam (mit allen Menschen dieser Welt) gut unser Leben bewältigen können und wir davon abhängig sind, dass unser Planet lebenswert bleibt.

Und dass das wichtigste Ziel ist, jeden Tag bewusst zu nutzen für ein erfülltes Leben, da wir sterblich sind und nie wissen, wie lange wir Zeit haben.

 

Denn: Wir sitzen alle im gleichen Boot! Vom ersten Atemzug weg, bringt uns jeder weitere Atemzug dem Letzen entgegen.

 

(10.10.2021)